In unserer diesjährigen Winter- Auktion im Dezember 2024 dürfen wir eine besondere Münzsammlung offerieren. Es handelt sich dabei um die kleine, nicht mehr als 60 Münzen umfassende, private Münzsammlung des berühmten deutschen Historikers und klassischen Archäologen Prof. Dr. Phil. Otto Rubensohn-Oppler (1867-1964). Berühmtheit erlangte Rubensohn durch seine Ausgrabungen auf der griechischen Insel Paros und in Ägypten. 1939 emigrierte der seit 1932 im Ruhestand befundene Rubensohn in die Schweiz. In Basel forschte er weiter und so veröffentlichte er mit 95 Jahren seine bedeutendste Schrift, das Buch «Das Delion von Paros», das 1962 im Franz Steiner Verlag – Wiesbaden erschienen ist. 2006 gelangte sein Nachlass als Schenkung durch seinen Schwiegersohn, Dr. Fortunatus Schnyder-Rubensohn, in das Jüdische Museum zu Berlin. Bisher unbekannt war, dass Rubensohn auch eine kleine, aber sehr interessante Münzsammlung aufgebaut hat, die wir in Auszügen am Ende etwas genauer vorstellen möchten. Die Losbeschreibung und detaillierte Fotos aller Münzen wird im Rahmen unser Herbst-/Winter-Auktion im November erscheinen.
Ausgrabungen auf der Insel Paros
Zwischen 1897 und 1899 unternahm Rubensohn im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts Athen, Ausgrabungen auf der Insel Paros. Zusammen mit Wilhelm Dörpfeld (1853-1940) erreichte Rubensohn die Insel am 17. Juni 1898. Bis Mitte August entdeckte Rubensohn viele bedeutende Artefakte und Inschriften, von denen er zahlreiche Abdrücke anfertigte. Um die vielen Fundstücke während seiner acht Wochen andauernden Grabung besser versorgen zu können, richtete er im Keller der Katapoliani Kirche ein kleines Museum ein. Die Ausgrabungen verliefen derart erfolgreich, dass sich das Archäologische Institut in Athen dazu entschloss, eine weitere Grabung im Jahr 1899 zu finanzieren. Bei dieser Grabung machte Roubensohn seine berühmteste Entdeckung, über die er Jahrzehnte später sein bekanntestes Werk verfasste. Im Nordosten der Bucht von Parikia grub er mit Hilfe von fast zwei Dutzend Helfern in sechs Tagen das auf einem Hügel gelegene Delion von Paros aus. Das Delion von Paros ist ein Dorischer Tempel, der der Gottheit Artemis gewidmet wurde. Hier fand er die Einzelteile der zerbrochenen Artemis-Statue von Paros, die erst in den 1970er Jahren von Giorgos und Katerina Depinis wieder zusammengesetzt wurde. Seitdem ist Rubensohns Name untrennbar mit dieser Insel verbunden.
Die «Rubensohn-Bibliothek» von Elephantine in Berlin
Da für Ausgrabungen in Ägypten ein erfahrener Archäologe benötigt wurde, konnte Otto Rubensohn seine Ausgrabungen auf der Insel Paros nicht mehr fortsetzen. Zwischen 1901-1907 entdeckte und erwarb Rubensohn in Ägypten unzählige wichtige Papyri, darunter Zeugnisse der jüdischen Militätkolonie auf der Insel Elephantine. Diese sind Teil der Papyrussammlung der Königlichen Museen zu Berlin und seit 2015 vollständig digitalisiert. Es handelt sich hierbei um etwa 800 Schriftstücke, die Otto Rubensohn zusammen mit dem Papyrologen Friedrich Zucker im Auftrag der Berliner Museen zwischen 1906 und 1908 auf der Nil-Insel Elephantine ausgegraben und erworben hatte. Diese Papyri – in verschiedenen Sprachen verfasst – decken eine ca. 4.000 Jahre alte Kulturgeschichte ab und zählen daher zu den bedeutendsten Funden dieser Zeit.
Die Münzsammlung
Bei der 60 Münzen umfassenden Sammlung handelt es sich um einen kleinen Überblick über die antike Münzprägung. Gesammelt wurden vor allem griechische und römische Münzen aus Bronze und Silber. Enthalten sind aber auch ein paar wenige byzantinische Folles. Eine Verdienstmedaille der Stadt Hildesheim aus dem Besitz von Rubensohn befindet sich im Jüdischen Museum in Berlin. Unter den meist schön bis sehr schön erhaltenen Münzen in seiner Sammlung befinden sich ein paar attraktive Stücke, die wir Ihnen im Folgenden gerne genauer vorstellen möchten.
Lukanien, Herakleia, Stater (7,61g), ca. 420/390. v. Chr. Av: Athenakopf mit attischem Hippokampenhelm nach rechts. Rev: Herakles im Kampf mit dem Nemeischen Löwen, links Keule, Bogen und Ähre. SNG ANS 65, HN Italy 1371, sehr schön.
Attika, Athen, Tetradrachme (16,18g), 5. Jh. v. Chr. Av: Athenakopf mit attischem Helm nach rechts. Rev: Eule nach rechts, dahinter Ölzweig und Mondsichel. SNG Cop. 31, sehr schön.
Ägypten Tetradrachme (13.91g), Kleopatra III. und Ptolomaios IX. Soter II., ca. 107/108 v. Chr. Av: Kopf des Ptolemaios I. nach rechts. Rev: Adler nach links. Svoronos 1671, SNG Cop. 356, sehr schön.
Ägypten Billon-Tetradrachme (13,15g), Hadrian, 117-138, Alexandria. Av: Büste nach rechts. Rev: Agathodaimon-Schlange und Uraeus-Schlange einander gegenüber. Köln 894-5, Dattari (Savio) 7508, RPC III 5596, sehr schön.
Den Charme der Sammlung macht weniger die Qualität oder die Seltenheit einzelner Münzen aus, sondern allein die Tatsache, wer sie zusammengetragen hat. Bemerkenswert ist auch, dass es sich um eine uralte Antikensammlung handelt, die über 60 Jahre unberührt aufbewahrt wurde und nun zum Verkauf angeboten wird. Die vielen handschriftlich mit Tinte geschriebenen Unterlegkärtchen zeugen von einer längst vergangenen Zeit und bieten dem geneigten Interessenten eine einmalige Gelegenheit zum Erwerb einer Sammlung eines bedeutenden Historikers und Archäologen.
Quellen (Auswahl):
- Barlou-Jäggi, Vasiliki (2022): The German Archaelogical Institute and the first extensive excravations in Paros. Paros Festival 2022.
- Otto Rubensohn in Ägypten – Vergessene Grabungen: Funde und Archivalien aus den Grabungen der Königlichen Museen zu Berlin (1901-1907/08). Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e. V. http://www.egyptian-museum-berlin.com/f05.php?sprache=de
- Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen-Der Archäologe Otto Rubensohn. Jüdisches Museum Berlin. https://www.jmberlin.de/ausstellung-otto-rubensohn
- Rubensohn-Bibliothek von Elephantine: 4000 Jahre altägyptische Kulturgeschichte auf Papyri sind online. 22.05.2015. Staatliche Museen zu Berlin. https://www.smb.museum/nachrichten/detail/rubensohn-bibliothek-von-elephantine-4000-jahre-altaegyptische-kulturgeschichte-auf-papyri-sind-online/
Kontakt
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Mauritius Faber
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